1 Şubat 2014 Cumartesi

IX.1 Der Schakal

IX.1 Der Schakal








R: Originalausgabe erschienen 1971 unter dem Titel The Day of the Jackal, deutsche Ausgabe erstmals 1972 bei Piper. Ort & Zeit der Handlung: Frankreich, 1962 - 1963. türkische Übersetzung: 1983.Der Schakal ist ein Roman von Frederick Forsyth, der erstmals 1971 veröffentlicht wurde. Die Geschichte um den Attentäter auf Charles de Gaulle basiert auf dem tatsächlichen Attentat von Petit-Clamart im Jahre 1962, das von dem Franzosen Jean Bastien-Thiry organisiert worden war. Die bislang (Stand: 2006) einzige deutsche Übersetzung des Bestsellers stammt von Tom Knoth und erschien erstmals 1972 im Piper-Verlag, München. Allein die seither in diesem Verlag bis 1994 herausgebrachten 20 Auflagen summierten sich auf 315.000 Exemplare.

Zf1: Nach mehreren gescheiterten Anschlägen auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle beschließt die französische Terrororganisation OAS, 1963 einen britischen Auftragsmörder zu engagieren, um de Gaulle zu töten. Dies wird notwendig, da die eigene Organisation von Spitzeln unterwandert ist und jede bedeutende Aktion schon im voraus verraten wird. Als nun ein Kandidat gefunden ist, der noch nie in Frankreich aktiv war, aber ein absoluter Profi ist, beginnen die Terroristen, das Honorar von 500.000 Dollar durch Banküberfälle zu besorgen. Diese enorme Summe verlangt der Schakal, da er sich nach diesem Attentat zur Ruhe setzen muss. Die sich häufenden Überfälle werden von der Polizei bemerkt und sie beginnt mit ihren Ermittlungen. Der französische Geheimdienst entführt ein Mitglied der OAS und foltert ihn zu Tode. Kurz vor seinem Tod sagt er aus, dass die OAS einen blonden Profikiller engagiert hat, der sich Schakal nennt. Dieser solle de Gaulle ermorden. Während der Killer mit seiner peniblen Vorbereitung beschäftigt ist, entdeckt die Polizei, dass es sich bei der geplanten Aktion um einen Anschlag auf den Präsidenten handelt. De Gaulle selbst will jedoch keinerlei Zugeständnisse an die Sicherheitsbeamten machen und weiterhin einen engen Kontakt zum Volk pflegen. Ein Wettlauf zwischen dem Mörder unter dem Decknamen Schakal und dem mit der Lösung des Falls betrauten Kommissar Lebel beginnt. Lebel bittet Kollegen in den westlichen Ländern um Hilfe. Die Briten gehen einem Gerücht nach, dass ein britischer Staatsbürger hinter einer erfolgreichen Mordaktion gegen den Ex-Diktator Rafael Leónidas Trujillo Molina gesteckt haben soll. Sie ermitteln, dass ein Mann namens Charles Calthrop sich eine neue Identität zugelegt haben soll und gehen diesem Verdacht nach. Lebel selbst ist regelmäßig mit den Hemmnissen der Bürokratie konfrontiert, verschiedene hochrangige Beamte versuchen immer wieder, die Leitung der Ermittlungen zu beeinflussen und den Polizisten auszubooten. Immer wieder wird Lebel, sobald der Weg des Mörders und seine Pläne sichtbar zu sein scheint, mit Dank bedacht und verabschiedet, um dann bei neuerlichen Problemen wieder zurückgeholt zu werden. Lebel erkennt, dass der Mörder über Informationen aus dem innersten Zirkel der Macht verfügen muss. Schließlich wird ein hoher Beamter enttarnt, dessen junge Geliebte, Witwe eines OAS-Sympathisanten, sensible Informationen an die OAS weitergeleitet hat. Ein abgehörtes Telefonat überführt die Geliebte des Beamten als Informantin und provoziert die Frage anderer Beamter, woher Lebel wusste, welches Telefon abzuhören sei. Lebel antwortet, er habe einfach alle Telefone der involvierten Beamten abhören lassen. Der Schakal, der sich ein Spezialgewehr anfertigen hat lassen, bewegt sich mit immer neuen Identitäten durch Europa und erreicht schließlich Frankreich. Lebel und der französische Sicherheitsapparat jagen ihn und verpassen ihn mehrmals nur knapp. Lebel wird sich im Laufe der Ermittlungen bewußt, dass der Schakal am Feiertag zur Befreiung von Paris (25. August) den Anschlag durchführen will, da der Präsident sich an diesem Tag öffentlich zeigen wird. Der Schakal will de Gaulle von einer Mansarde aus mit einem gezielten Schuss töten. Lebel ist sich dieses Risikos bewusst und maximiert die Sicherheitsvorkehrungen. Der Schakal gelangt nach Paris, wobei er mehrmals mögliche Zeugen, die ihn verraten könnten, tötet. Lebel und das Innenministerium rekrutieren nicht nur sämtliche Polizeispitzel sondern auch die korsische Mafia, um den Schakal aufzuspüren. Dieser hat sich bei einem Homosexuellen einquartiert, den er umgebracht hat. Getarnt als Kriegsveteran gelingt ihm der Zugang zur polizeilichen Sperrzone rund um den Platz, an dem de Gaulle auftreten soll. Lebel inspiziert die Umgebung, ihm ist bewusst, dass der Killer noch immer nicht gefunden worden ist. Durch Zufall erfährt er durch einen jungen wachhabenden Polizisten von der Existenz des ominösen Veterans. Gemeinsam stürmen sie in das Dachgeschoss, wo der Schakal bereits einmal daneben geschossen hat. Der Auftragskiller erschießt den Polizisten. Allerdings gelingt es Lebel in letzter Sekunde, mit der Maschinenpistole seines Kollegen den Gesuchten zu töten. Am Schluss des Romans wird der Leichnam des Schakals, dessen Identität nicht ermittelt werden kann, in einem unbezeichneten Grab beerdigt.

Zf2: Der Schakal: Ein Superkiller aus London, angeheuert von den Offizieren der französischen Untergrundorganisation OAS. Das ausersehene Opfer: Frankreichs Staatspräsident, der best bewachte Staatsmann der Welt. Der Schakal, ein hoch dotierter Berufsmörder, ist ein Mann mit tausend Masken. Er kennt nur zwei Leidenschaften: Geld und die Lust an der Präzision. Der Autor folgt der Spur der intelligenten Bestie quer durch Europa. Kommissar Lebel gelingt es schließlich, den Mann, der auf keiner Fahndungsliste der Welt auftaucht, einzukreisen, nur um ihn um so sicherer auf sein Opfer zuzutreiben. Die Jagd steigert sich zum Duell des französischen Polizeiapparates mit dem todbringenden Einzelgänger.»Wer einmal anfängt zu lesen, riskiert eine schlaflose Nacht.« (Le Nouvel Observateur)

Zf3: Melone im Fadenkreuz: Als erster hat der britische Journalist Frederick Forsyth die De-Gaulle-Legende in einen Thriller verwoben -- und hat damit Bestseller-Erfolg.

Der Scharfschütze in der Mansarde, rue de Rennes 154, war perplex: Exakt hatte das Fadenkreuz seines Zielfernrohrs die Schläfe Charles de Gaulles gedeckt, der unten auf der "Place-du-18-Juin-1940" zum Jahrestag der Paris-Befreiung zehn alten Widerstandskämpfern Ehrenmedaillen anheftete. Und übertönt von schmetternden Clairons, war der ohnehin schallgedämpfte Schuß gänzlich unhörbar gewesen. Dennoch: Als folgte er einer inneren Warnstimme, hatte sich der Präsident plötzlich genau so weit vorgebeugt, daß das Sprenggeschoß seinen Nacken verfehlte -- "um einen halben Zentimeter". In dieser Beschreibung eines fiktiven zehnten nach mindestens neun wirklichen, gescheiterten Attentatsversuchen auf den "Retter Frankreichs" gipfelt ein Erzählwerk, das seinem Autor, dem britischen Journalisten Frederick Forsyth, 32, schon eineinviertel Millionen Mark an Druck- und Filmlizenzen eingebracht hatte, noch ehe es vergangenen Monat in London, Paris, New York und Rom gleichzeitig auf den Markt kam. Und seit kurzem haussiert das in knapp 35 Tagen heruntergetippte, stilistisch eher belanglose Buch auf den französischen und englischen Bestsellerlisten -- zur "natürlichen Freude" des Münchner Piper-Verlages, der den Krimi 1972 herausbringen will. Englischer Titel: "The Day of the Jackal" (Der Tag des Schakals). Das Rezept für diesen Erfolg: Reuter-Korrespondent Forsyth, der als Reisebegleiter de Gaulles in den Jahren der OAS-Anschläge 1961/62 den Massen-Enthusiasmus der Franzosen für seinen Helden studieren konnte, hat die De-Gaulle-Legende zum Unverwundbarkeits-Mythos popularisiert. In Forsyths Roman ermitteln die französischen Sicherheitsbehörden, daß die Untergrundarmee OAS, eingeschüchtert von der Verhaftung fast aller Täter und Komplicen des Anschlags von Petit-Clamart (wo 1962 ein Geschoß gleichfalls nur um Zentimeter den Kopf des Präsidenten verfehlte), als letztes Aufgebot einen ausländischen Berufsmörder gedungen hat. Bekannt ist nur: Der Mord-Profi ohne sonstige Beziehung zur OAS ist blond. Engländer, und sein Deckname ist. "Schakal". Gegen einen solchen Mörder aber gibt es, laut Roman, keinen Schutz. Doch der Staatschef weiß sich mit dem "Schicksal" im Bunde und verweigert jede zusätzliche Vorsicht. Erst recht verbittet er sich jegliche Hilfe auswärtiger Sicherheitsdienste: "So will es Frankreichs Interesse." Und wirklich, dank einer "Serie von Zufällen, die an Wunder grenzen", ist de Gaulle im Buch "zum Überleben ausersehen". Großzügiger noch entspricht Forsyths Polit-Fiktion freilich dem britischen (Leser-)Interesse. Vom Nationalstolz de Gaulles in der Verfolgung "Schakals" behindert, ist Frankreichs Geheimdienst SDECE auf Großbritanniens diskrete Dienste angewiesen. Und die werden, trotz Scheiterns der EWG-Verhandlungen nach dem Veto des Generals, durchaus großmütig erwiesen: Scotland Yard erkundet, stellvertretend für den SDECE, Schakals andere Pseudonyme, seine Kostümierungen. Gesichtskorrekturen und gefälschten Paß-Daten und ortet sogar des Berufsmörders schlau wechselnde Anreise-Route von London über Kopenhagen. Mailand, Brüssel und Nizza nach Paris hinein. Der SDECE-"Menschenjagd" hingegen entschlüpft Schakal immer wieder. Erst in dem Moment, da er in jener Mansarde schon zum zweiten Schuß visiert, kann ihn Frankreichs Kripo endlich überwältigen. Gänzlich hat vorher sogar das französische Verbrecher-Syndikat "Union corse" versagt, das der ratlose Innenminister Roger Frey schließlich um Ermittlungshilfe bittet. Und noch ratloser als der Minister wirken seine prominenten Mitarbeiter, die Autor Forsyth, um indiskreten Realismus zu simulieren, ebenfalls beim richtigen Namen nennt: Alexandre Sanguinetti, Freys Sonderbevollmächtigter für OAS-Affären, Jacques Foccart, Generalsekretär im Elysee-Palast, und Kripo-Chef Bouvier. Unter Pseudonym hingegen figuriert im Buch, wer ohnehin seinen Namen längst für immer kompromittierte: der OAS-Kommandeur Jean-Jacques Susini, der sich in seinen Memoiren selbst als Sadisten zeichnete, und der OAS-Gorilla Jacques Lafaille, der im Film "Borsalino" als Boxakrobat auftrat. Beide waren 1969 in Marseille an einem Banküberfall beteiligt -- vier Wochen bevor Forsyth seine "Schakal"-Schreibarbeit begann. Um die Neugier seines Publikums zu reizen, weigert sich der Autor freilich zu erklären, was am Roman Bericht ist und was Phantasie. Doch selbst Romanheld Schakal wurde inzwischen, wie es scheint, identifiziert. Der Gangstername des OAS-Scharfschützen war, so glaubt die Zeitung "France-Soir" herausgefunden zu haben, in Wirklichkeit "Slim la Chance". Von einem Appartement des Hotels Bristol aus, das freies Schußfeld auf den Vorhof des Elysee gewährt, sollte Slim den Präsidenten im Mai 1962 auf der Freitreppe des Palais erschießen. Vier seiner Mit-"Aktivisten" waren jedoch schon verhaftet, noch ehe sie, laut Plan, die Bewohner des Appartements, ein Malerehepaar, "kaltgestellt" hatten, Slim entkam nach Südamerika; de Gaulle amnestierte ihn 1964. Frei erfunden scheint indes das makabre Glanzstück der Forsyth-Saga: Schakals genüßliche Mordvorbereitungen. Sie gipfeln im Probeschießen auf eine Wassermelone, auf die der Killer das Profil de Gaulles gezeichnet hat. Frederick Forsyth hatte das Thriller-Manuskript schon im Januar 1970 abgeschlossen. Doch erst jetzt, nach dem Tode de Gaulles, mochte er es publizieren lassen. Denn: "So etwas zu veröffentlichen, solange de Gaulle noch im Elysee amtierte", immerhin, das weiß auch der Schakal-Autor, "wäre Unrecht gewesen." DER SPIEGEL 31/1971